Nachruf

Christian Landvogt

In den 9 Jahren, in denen wir das Megina-Gymnasium besuchten, gab es trotz der ganzen Ungewissheiten, die ein Schultag in Form von HÜs , Arbeiten und anderen Überraschungen mit sich brachte, eine sichere Sache: der Vertretungsplan! Beim Vertretungsplan konnte man sicher sein, dass er immer wieder in gewohnter Form (fast) jeden Tag an der Hausmeisterloge hängen würde.

Doch eines unvergessenen Tages mussten wir "alten Hasen" plötzlich einen herben Rückschlag hinnehmen. Zusammen mit Herrn Feige hatte auch an unserer Schule die "Technik" die Überhand gewonnen. Nichts am Vertretungsplan war mehr wie gewohnt. Manche Oberstufenschüler waren so geschockt, dass sie sich von Fünft- und Sechst-klässlern das neue System erklären lassen mussten. (Die 12er muss dieser Schock nach einer Woche entspannender Kursfahrt noch härter getroffenen haben.) Nie wieder sollte es diese fantastischen Fußnoten wie in der Mittelstufe geben, die Dank Herr Felbecks genialer Planung einem den Schultag durch Stundentausch noch weiter kürzten und die man immer erst auf en zweiten Blick sah um die Spannung noch zu erhöhen.

Stattdessen stand dies alles jetzt trocken in einer Zeile, mit Arial gedruckt und nicht in der uns so vertrauten und liebgewonnen Handschrift von Herr Felbeck. Von nun an war der Vertretungsplan nur noch kalte Berechnung eines Computerprogramms, das noch nicht einmal weiß ob es sich um eine gerade oder ungerade Woche handelt. Auch das Gefühl der scheinbaren Ungerechtigkeit (das einfach früher dazu gehörte) war verschwunden: Das dauerhafte Fehlen von Lehrern mit denen man selbst und seine Stufe eigentlich gar nichts zu tun hat, fällt einem ohne längeres studieren und überwachen des Vertretungsplan v2 gar nicht mehr auf. Früher sah man jedes Mal auf den ersten Blick: "Boah! Lehrer XY fällt schon wieder aus! Als ich den noch hatte, hat der nie gefehlt!" Die ganze Gefühlswelt um den Vertretungsplan und damit auch die einzige Stütze der Schüler im Schulalltag scheint völlig zusammengebrochen zu sein!

Wirtschaftlicher ist der Plan auch nicht geworden, da "die Maschine" eher selten mit einem Blatt auskommt, während zwei Blätter sonst eine Seltenheit darstellte und sofort auf Ausfälle hoffen ließ. Außerdem konnte Herr Felbeck einfach kurzer Hand zu einem Stift greifen um noch um zehn vor acht schnell die letzte Vertretung zu organisieren, während jetzt ein ganz neuer Ausdruck fällig ist.

Wir wissen, dass der alte Vertretungsplan auf Grund des technischen Fortschritts für immer verloren ist, aber wir möchten ihm dennoch einen würdigen Nachruf zukommen lassen und Herrn Felbeck für die Pflege des scheinbar (für die Schüler) wichtigstem im Schulalltag danken. Ein kleiner Schritt für die Schule, ein großer Schritt in eine kalte, enthumanisierte Welt.

Ruhe in Frieden

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