3 Steps to Perfection: Wie man zum Lehrerliebling wird

Carsten Bockemühl

Du hast Stress mit deinen Lehrern? Du musst jedes Jahr aufs Neue um die Versetzung kämpfen? Du leidest unter deinen Eltern, die dich aufgrund deiner schlechten Noten seelisch fertig machen? DU WILLST ALLES ÄNDERN? Dann gibt es nur noch einen Ausweg aus der Misere: Werde zum Lehrerliebling! Deine Sternstunde hat nun geschlagen. Entgegen unzähliger Befürchtungen ist es sogar alles andere als schwer, zum passionierten Arschkriecher zu werden; prinzipiell bedarf es folgender (simpler) Methoden:

1. Gib deine Rolle als Klassenclown auf und genieße stattdessen den Unterricht in vollen Zügen. Allein ungebändigtes Interesse am Unterricht ist der wahre Schlüssel zum Herzen deines Lehrers! Bereite dich für jede Stunde wie für die Abiturarbeit vor und arbeite bei Gelegenheit auch gerne den Unterrichtsstoff für die nächsten 4-5 Stunden durch, damit du den Lehrer durch dein "Allgemeinwissen" beeindrucken kannst. Beachte: Nur durch konsequentes Understatement deiner Leistung erreichst du dein Ziel. Deine nicht in Worte zu fassende Arroganz musst du um jeden Preis hinter dem Schleier der Bescheidenheit verstecken, indem du, niemals preisgibst, wie sehr du wirklich für die Schule schuftest und dementsprechend so tust, als würdest du dich niemals vorbereiten, jedoch trotzdem alles weißt. Sollte der Lehrer einmal eine Frage stellen, auf die du keine Antwort weißt, melde dich erst, wenn ein anderer Mitschüler schon drangenommen wurde. Anschließend, wenn der Lehrer dann nach deiner Meinung fragt, behauptest du, dass du dasselbe sagen wolltest.

2. Arbeite an deinem Image: Tiefe Blicke in die Augen deines Lehrers geben ihm / ihr das Gefühl, einen Ansprechpartner gefunden zu haben. Im anschließenden Smalltalk musst du natürlich andauernd verständnisvoll mit dem Kopf nicken, lächeln (aus Freude, dass du gerade etwas Neues dazulernst) und bei Gelegenheit auch selbst einen kleinen Scherz machen (den niemand lustig finden wird). An die Unbeliebtheit bei den Mitschülern gewöhnt man sich schnell, sie sind bloß neidisch und wären auch gerne so gebildet wie du. Der Lehrer ist schließlich dein neuer bester Freund und du musst ihm das zu verstehen geben. Auch ist dein Sprachgebrauch besonders wichtig: Fremdwörter, deren Bedeutung du nicht verstehst, die sich aber nichtsdestotrotz fantastisch anhören, werden grundsätzlich gerne gehört. Binde in jeden deiner Sätze mindestens drei Floskeln ein: Je öfter du Wörter wie "praktisch", "sozusagen" und "mehr oder weniger" gebrauchst, desto schlauer klingt der Satz und der Lehrer schaut auch gerne mal darüber hinweg, dass du eigentlich Schwachsinn redest. Für die männlichen Leser sei noch angemerkt, dass es immer nützlich ist, sich einen Ziegenbart wachsen zu lassen, an dem man dann den ganzen Unterricht lang rumfuchtelt. So hilft dieser beispielsweise zur Verstärkung der Denkerpose: Blick an die Decke, rechte Hand am Bart, ernste Mimik.

3. Beeindrucke den Lehrer mit sozialem Verhalten. Egal, ob du außerschulische Aktivitäten organisierst oder einfach nur den Unterricht mit privaten Anekdoten, die rein zufällig gerade zum Thema passen, auflockerst, hier liegt der Grundstein zum Erfolg. Falls dein Wissensdurst nach der Unterrichtsstunde noch nicht gestillt sein sollte, bleibe auch gerne noch die 5-Minuten-Pause im Raum und unterhalte dich mit deinem Lehrer über das Thema. Sehr gut kommt es ebenfalls an, wenn du auf Kursfeiern einen bestimmten Unterrichtsstoff ansprichst und dir die nötigen Erklärungen geben lässt. Du hast schließlich das Recht auf eine Extrawurst!

Hiermit wäre also bewiesen, dass der Weg zum 1,0-Abitur alles andere als schwierig ist. Stichfeste Methodik, brillante Resultate: Greif nach den Sternen!

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