Falling Down - Ein ganz normaler Schultag

Thorsten Huber, Carsten Bockemühl, Benjamin Schemionek

*dingdingding* Montag morgen, der Wecker klingelt. Scheiße, immer noch einen im Stift vom Wochenende! So langsam raffe ich mich auf, schleppe mich in Richtung Dusche und stolpere über eine Flasche Öttinger Edel (da steht der Wedel!). Von unten höre ich die Alte rufen, dass die Heizung im Arsch ist und ich folglich eine arktische Dusche nehmen muss, was bei meiner Lungenentzündung sowieso schon sehr vorteilhaft ist. Ein im Toaster steckengebliebener Toast und eine verschüttete Tasse Kaffee später begebe ich mich zu meinem Auto, das weder funktionierende Bremsen noch Servolenkung besitzt. Nach zehnminütiger Suche finde ich endlich meine Schrottkarre unter einem riesigen beschissenen Eisblock versteckt. Kratzen... inklusive vor Kälte tauber Finger ist angesagt. Auf eine Verbesserung der Lage hoffe ich erst gar nicht, da ich keine funktionierende Heizung besitze. Oh nein...ich denke an mein selbsteingebautes Schiebedach ... verdammt ... Schnee ... überall! Ich frage mich, ob mehr Schnee in oder außerhalb meines Autos liegt. Trotz dieses beschissenen Anfangs fahre ich los, weil ich weiß, dass es nur besser werden kann. Zu meiner Freude spielt das Radio glorreiche Hymnen wie Becks "I'm a loser baby" und JBOs "Heute ist ein guter Tag zum Sterben".

Genauso wie JBO denkt wohl auch das Reh, das plötzlich vor mein Auto springt. Die Freude ist groß, nachdem ich merke dass die Innereien des Rehs gut zur Grundfarbe meines noch halb lackierten Autos passen. Angekommen in Mayen, vorbei am Altenheim, sehe ich bereits diesen riesigen, mich jeden Morgen ankotzenden, ignoranten Haufen Schulkinder. Hinter der Brücke darf ich dank dem riesigen mich jeden Morgen ankotzenden, ignoranten Haufen Schulkinder wieder mitten im Berg anhalten, um anschließend ohne Handbremse (kaputt) am ohnehin schon spiegelglatten Berg anfahren zu dürfen. Mit Bravur schaffe ich es, nur 7 Minuten zu spät zu kommen, da oben, dank der 1000mal sitzen gebliebenen 12er, die alle ein Auto haben, natürlich kein Parkplatz mehr frei war.

Trotz der Verspätung kann auf den obligatorischen Besuch am neuen Vertretungsplan nicht verzichtet werden und ich stelle mit Entzücken fest, dass Herr Doetsch in der 7. & 8.Stunde doch nicht ausfällt, statt dessen aber natürlich Frau Wahlen. Gut, dass ich im anderen Sozi- und Englischkurs bin... Am Raum angelangt erfahre ich von meinen Mitschülern, dass unsere Kursfahrten in der Oberstufe "nicht genehmigt" wurden ("einer muss ja der leidtragende sein"), sich allerdings der Sport-LK in der 1.großen Pause zur Besprechung der nächsten Exkursion trifft! Gut, dass ich sogar im Sport-GK einen Minuskurs habe... Die erste Doppelstunde fliegt an mir vorbei, immerhin nur einmal 0 Punkte eingesackt. Die Stimmung steigert sich durch die sich wöchentlich wiederholende Durchsage: Die MSS 12 trifft sich zur Besprechung der "Studienfahrten" nach Rom, München ... blablabla! Große Pause. Auf der Treppe wieder von nervigen, sich toll fühlenden, gleich Rauchen gehenden Mittelstufenschülern angerempelt, mache ich mich auf den Weg zum Kopierer, um meinen Pfuschzettel für die bevorstehende Neis-HÜ klein zu kopieren. Nachdem ich mein Essensgeld von 7,50 in den Gierschlund der Schule für eine überteuerte Kopierkarte geworfen habe, stelle ich fest, dass die Investition sinnlos war, da der Kopierer kaputt ist. Frustriert in der Cafeteria angekommen höre ich...nichts?!, weil die Anlage aus wirklich nachvollziehbaren Gründen völlig zurecht dem Lehrerkollegium gespendet wurde. Wenigstens haben wir die Empore für uns, nicht so wie letzte Woche, als ich nach einer sowas von asozialen Physikarbeit in die Cafeteria kam, um dann die widerwärtigen 12er dort sitzen zu sehen und zu wissen, dass sie nie ihn ihrem gottverdammten Leben so eine schwere Arbeit schreiben werden, ihr ABI Dank einfacher Lehrer geschenkt bekommen, und NOCH NICHT EINMAL DEN ANSTAND UND RESPEKT BESITZEN, AUFZUSTEHEN UND DEN 13ERN PLATZ ZU MACHEN!!!!

Es gongt... es folgt die BK-HÜ ohne Pfuschzettel, der zu allem Übel eine Diskussion über eine potentielle Informatik-HÜ folgt. Konsens ist, dass Herr Werner nie im Leben eine HÜ schreiben kann, weil es deutlich an Unterrichtsstoff mangelt. Herr Werner beweist uns jedoch das Gegenteil. Mit dem Glauben, auch diese HÜ verbockt zu haben, begebe ich mich in der 2. großen Pause zum Kicker zwecks Durst auf 11er-Säftchen. AAARGH, mal wieder kaputt! Trotzdem fordere ich, stelle aber mit Entsetzen fest, dass die nächsten 6 Partien von hier scheinbar wohnenden 11ern ausgebucht sind, die ihre Existenz auf ihrer Kickerkarriere aufbauen wollen. Ein kleiner Hoffnungsschimmer ist die Tatsache, dass ich die nächste Stunde frei habe.

Hunger... jetzt macht sich der verkohlte und deshalb nicht gegessene Toast von heute morgen bemerkbar. Ich begebe mich in die wunderschöne Mensa...Meine Finanzen, durch die Kopierkarte arg gebeutelt, halten jedoch dem Preisvergleich mit Petra nicht stand. So langsam schwindet auch meine letzte positive Energie und verwandelt sich in einen leichten Blutdurst. Ich muss also in die Stadt fahren, um billig an etwas Essbares zu gelangen. Ach ja, der weite Weg zu meinem Auto. . .! Wieder an der Schule angelangt, finde ich zum Glück einen Parkplatz an der Jugendherberge.

6.Stunde, Hillen, MSS-Besprechung. Herr Hillen hält uns krankhaft vor Augen, dass "die heiße Phase begonnen hat" und dass "wer bis jetzt noch nicht gelernt hat, das Abi nie bestehen wird", was für mich in meinem momentanen Zustand konkret bedeutet, dass ich mich auf meinem Dachboden erhängen kann. Jetzt reicht's, ich will nur noch heim! Gut, dass ich wenigstens einen Parkplatz an der Jugendherberge habe und schnell heim komme. Für Physik habe ich heute keinen Nerv, mir wird schon nichts zustoßen wenn ich blau mache. An meinem Auto angelangt sehe ich, dass wieder alles voll Elternautos von verwöhnten kleinen Pissern zugeparkt ist. Nein, heute nicht, heute müssen sie mir mal ausweichen. HEUTE werden sie dran glauben! Jedenfalls geht es jetzt auf den wohlverdienten Weg nach Hause, von dem mich nichts und niemand mehr abhalten kann. Zum Glück hat mich Herr Doetsch nicht gesehen, um mich zu fragen, wohin ich denn so kurz vor dem Nachmittagsunterricht noch will, ich wäge mich also in Sicherheit. Ich steige ins Auto und bemerke, dass mir jemand seine Zähne in den Oberschenkel rammt …

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